Wir brauchen nicht mehr Kraft, mehr Talent oder mehr Gelegenheit. Was wir brauchen, ist der Wille, zu nutzen, was wir besitzen.
Das ist der Glaubenssatz eines Mannes, der den Willen besitzt, mit seinen Angestellten hart zu arbeiten und den Glauben, dass altes Bäckerhandwerk und traditionelle Rezepte ihren Platz in der heutigen Zeit nicht verloren haben.
Die »Dresdner Feinbäckerei« ist eine Traditionsbäckerei, die 1906 gegründet wurde. Den Namen erhält die Bäckerei jedoch erst 1936 durch den Dresdner Bäckermeister Oskar Glantz. Er bäckt nach Dresdner Original Rezepten und erkämpft bei den Berliner Behörden den Namen »Dresdner Feinbäckerei«.
1995 übernimmt Konditor- und Bäckermeister Rainer Schwadtke die traditionsreiche Bäckerei aus Friedrichshagen und führt sie bis heute, nach altem Vorbild, sehr erfolgreich.
Als ich am Samstag um 7.00 Uhr die Backstube auf dem Hof der Bölschestrasse 89 betrete, sind die Bäcker schon seit 7 Stunden bei der Arbeit. Es ist warm. Die Wärme beschlägt die Glasflächen der Eingangstür. Es riecht nach frisch gebackenem Brot. Ich freue mich, ruft der Geruch von frischen Brot doch Erinnerungen an meine Kindheit wach. In der Backstube arbeiten 4 gutgelaunte Bäcker und ein Gehilfe. Im Nachbarraum sehe ich zwei Konditoren.
Mir wird ziemlich schnell klar, dass hier ein eingespieltes Team am Werk ist. Alles folgt einem bestimmten Rhythmus, alles geht Hand in Hand, Worte sind fast überflüssig.
Die Brote werden aus Mehl, Steinsalz, Wasser und Natursauerteig gebacken. Auch wenn nicht Bio draufsteht, so ist doch 100% Bio drin, wie mir der sehr sympathische Bäckermeister lächelnd erklärt.
Es werden 14 verschiedene Brotsorten, 11 verschiedene Brötchen und ein großes Sortiment an Blechkuchen, Gebäck und Torten in der kleinen Backstube und Konditorei produziert.
Brote und Brötchen werden in Leinentücher geschlagen. Dies soll verhindern, dass sie in der Ruhezeit schorfig werden und dafür sorgen, dass sie im Backofen gut aufgehen. Es gibt eine Maschine, die z.B. die hellen Brötchen formt und und eine andere, die sie umschlägt. Die runden Brotleibe hingegen werden mit einer Teigwaage ausgewogen und per Hand geformt. Während ich in der Backstube fotografiere, werden in der Konditorei Blechkuchen, Torten und leckere Baisers gezaubert.
Als ich um 8.30 Uhr die Backstube wieder verlasse, um in dem süßen Cafe‘, das zur Bäckerei gehört zu frühstücken, hat sich eine lange Schlage einmal quer durch die Bäckerei entlang des liebevoll, nach alten Vorlagen restaurierten Ladens gebildet.
Die Friedrichshagener wissen also, was sie an ihrem Bäcker haben. Mit großen Tüten bepackt verlassen sie den Laden.
Während ich das Kommen und Gehen beobachte, lasse ich mir ein leckeres Frühstück mit heißem Kaffee, Rühreiern und frischen Brötchen schmecken.
Die »Dresdner Feinbäckerei« gibt es übrigens dreimal in Berlin. Zu meinem großen Bedauern, kann ich keinen »meinen Bäcker um die Ecke« nennen. Gerne gebe ich meinen Geheimtipp weiter, habe ich doch meinen Lieblingsbäcker gefunden.